Überalterung in Cuxhaven
Podiumsdiskussion der TWG
Die Podiumsdiskussion der TWG zum Thema „Überalterung in Cuxhaven“ im Bali Kino am vergangenen Mittwochabend war ein voller Erfolg. Politiker*innen und interessierte Bürger*innen sind unserer Einladung zur Diskussion gefolgt. Die CDU war durch Enak Ferlemann (MdB) und Thiemo Röhler (MdL), die SPD durch Gunnar Wegener und Oliver Ebken, das Bündnis 90/Die Grünen durch Eva Viehoff (MdL) und Elke Roskosch-Buntemeyer, die Wählergemeinschaft Die Cuxhavener durch Rüdiger Kurmann und Jürgen Kucklick sowie die FDP durch Marco Rützel und Silvio José dos Santos Stoffel vertreten. Für die Teilnahme im Kino hatten sich 60 Personen angemeldet, über YouTube haben insgesamt mehr als 100 Personen live teilgenommen.
Während der Diskussion stellte sich heraus, dass bezahlbarer Wohnraum, der auf die Bedürfnisse von 20- bis 45-Jährigen zugeschnitten ist, ein elementar notwendiger Aspekt für die Verjüngung Cuxhavens ist. Die SPD, die Grünen und die Wählergemeinschaft Die Cuxhavener sprachen sich vermehrt für den Bau von kostengünstigen Mehrgeschosswohnungen in attraktiver Lage aus, weil diese insbesondere auch junge Leute ansprechen können.
Auf mehrere gezielte Fragen aus dem Publikum und dem Livechat sprachen sich alle Politiker*innen für die Umsetzung einer Zukunftsakademie als Lösung, um junge Menschen nach Cuxhaven zu holen, klar aus. Enak Ferlemann (CDU) hält eine solche Akademie auch für eine gute Idee, stellt aber die Notwendigkeit für den Standort Cuxhaven in Frage.
Zum Ende der Diskussion positionierten sich alle kommunalpolitischen Vertreter in ihren Abschluss-Statements dazu, der „Verjüngung des Standortes Cuxhaven“ eine hohe Priorität einzuräumen. In einer Ja/Nein-Fragerunde stimmten alle Politiker*innen überein, daran zu glauben, das Problem der Überalterung in Cuxhaven in gemeinsamer Arbeit mit der Wirtschaft und den Bürger*innen lösen zu können. Um dies konkret anzugehen, lautete die zweite Ja/Nein-Frage: „Soll die Stadt Cuxhaven Experten mit der Erstellung eines Konzeptes zur Lösung der Probleme des demografischen Wandels beauftragen?“. Klar dafür sprachen sich Herr Ferlemann (CDU), Herr Ebken (SPD), Herr Kucklick und Herr Kurmann (Die Cuxhavener) und Herr Stoffel (FDP) aus.
Auf dieser Seite haben wir allen Parteien, die an der Podiumsdiskussion teilgenommen haben, die Möglichkeit geboten, ein Statement zum Demografieproblem in Cuxhaven abzugeben. Die TWG Cuxhaven bedankt sich bei allen Interessierten für Ihre Teilnahme - sowohl live als auch digital.
Die Aufnahme der Diskussion ist weiterhin auf YouTube abrufbar.
Fotos zur Veranstaltung
Statement der CDU Cuxhaven
Die Stadt Cuxhaven ist heute eine lebens- und liebenswerte Stadt für Jung und Alt. Dabei gibt es viele Stellschrauben, an denen kommunalpolitisch gedreht werden kann, um Cuxhaven auch für nachfolgende Generationen attraktiv zu machen. Ein vorrangiges Ziel muss aus unserer Sicht sein, die gute wirtschaftliche Entwicklung Cuxhavens weiter voranzutreiben. Sie ist die Grundlage für eine Verjüngung der Gesellschaft. Die Ansiedelung von Unternehmen und der Ausbau bestehender Betriebe schafft neue Arbeitsplätze. Wer sich darauf bewirbt, entscheidet sich maßgeblich durch die Lebens- und Aufenthaltsqualität am Standort. Wo wohne ich und wie wohne ich? Genau auf diese Fragen müssen wir für die Menschen, denen wir Cuxhaven schmackhaft machen wollen, Antworten bereithalten – genügend Bauplätze und attraktive bezahlbare Wohnungen – in der Innenstadt und in den Ortsteilen. Dazu beeinflussen auch die weichen Standortfaktoren die Entscheidung. Restaurants, Cafés, Kneipen, Parks, Schwimmbäder, Sportplätze, kulturelle Angebote, lebendige Vereinsstrukturen, uvm. sind im Zweifel ebenso wichtig wie das eigentliche Zuhause. Für eine Stadt unserer Größe haben wir in diesen Bereichen bereits heute viel zu bieten und arbeiten stetig daran, das Angebot weiter auszubauen. Daher setzen wir uns beispielsweise für den Neubau der Rundturnhalle, eine Spielscheune und einen Skatepark ein. Wir müssen auch weiterhin alles daran setzen, in den Bereichen Betreuung und Bildung umfangreiche und hochwertige Angebote zu schaffen. Im frühkindlichen Bereich in den Krippen, Kindertagesstätten, Horten und Grundschulen arbeiten wir stets nach der Prämisse „Kurze Wege für kurze Beine“ und setzen uns in den weiterführenden Schulen für ein vielfältiges Angebot vor Ort ein. Mit den guten weiterführenden Schulen in großer Vielfalt und den Berufsbildenden Schulen und der Staatlichen Seefahrtschule stehen in Cuxhaven heute bereits vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen zur Verfügung. Darüber hinaus bieten die Angebote von Kreishandwerkerschaft und IHK zusätzliche Weiterbildungsmöglichkeiten. Wir sollten jedoch weiterhin alles daran setzen, eine Fachhochschule in Cuxhaven anzusiedeln und aufzubauen. Dies wird gelingen, wenn wir in diesem Zusammenhang eine konstruktive Zusammenarbeit mit umliegenden Hochschulen und Universitäten vorantreiben. So werden wir es schaffen junge Menschen vor Ort zu halten. Ein weiterer Bereich der uns die Möglichkeit gibt jungen Menschen Cuxhaven attraktiv zu präsentieren ist der Tourismus. Wir müssen uns vor Augen halten, dass Kinder von heutigen Urlaubern unsere Einwohner von morgen sein können. Insgesamt ist es daher wichtig, dass auch nach außen ein positives Image der Stadt Cuxhaven vermittelt wird. Dies macht die Stadt attraktiv für auswärtige Bewerber und neue Familien sowie die Einheimischen in der Stadt zu leben. Dabei spielt der Slogan „Leben wo andere Urlaub machen“ eine besonders positive Rolle. Weitere Ideen und Entwicklungsperspektiven finden Sie in den Wahlprogrammen der CDU Cuxhaven unter https://www.cdu-stadtverband-cuxhaven.de/.
Für den CDU-Stadtverband Cuxhaven
Thiemo Röhler MdL Enak Ferlemann MdB
Statement der SPD Cuxhaven
Cuxhaven stirbt nicht aus – Cuxhaven wird älter, bunter und diverser!
Ja, es stimmt, Cuxhaven ist im Vergleich älter als andere Kommunen im Landkreis und auch in Niedersachsen. Rund 28% der Menschen, die in Cuxhaven leben, sind 65 Jahre und älter. Das bedeutet aber nicht, dass Cuxhaven ausstirbt. Unsere Stadt erlebt Veränderungen, die sich in ganz Deutschland zeigen: wir werden älter, wir werden bunter und unsere Lebensweisen werden diverser. Dies bringt sowohl viele Potenziale als auch einige Herausforderungen mit sich. Es gilt somit diese Veränderungen aktiv zu gestalten und für die kommenden Jahre in der Stadtpolitik die Weichen richtig zu stellen, damit wir auch in Zukunft gut miteinander in Cuxhaven leben können. Ganz konkret bedeutet das aus Sicht der SPD in Cuxhaven, mehr in den Bau von bezahlbarem Wohnraum zu investieren und gleichzeitig hochpreisiges Bauen von teuren Appartements und Wohnungen zu begrenzen. Durch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, insbesondere für Familien und junge Menschen, wird Cuxhaven als attraktiver Ort zum Wohnen und Leben gestärkt. Dazu zählt auch weiterhin in den Ausbau von Betreuungsstrukturen zu investieren und diese auszubauen. Ein weiterer wichtiger Baustein, um den Veränderungen zu begegnen ist es, neue und alternative Wohnformen, z.B. dem Mehrgenerationenwohnen zu ermöglichen. Für unsere älter werdenden Mitbürgerinnen und Mitbürger brauchen wir neben angepassten Wohnangeboten aber auch eine starke Zivilgesellschaft und sorgende Gemeinschaftsstrukturen. Auch hierfür will die SPD in Cuxhaven die Weichen in den kommenden Jahren durch eine gute und zukunftsorientierte Sozialpolitik in der Stadt Cuxhaven stellen. Dazu zählt unter anderem unseren Vereinen, Verbänden und Initiativen, als Ort der generationsübergreifen
den Begegnung, in ihrer Arbeit den Rücken zu stärken. Außerdem muss Cuxhaven aus Sicht der SPD in den kommenden Jahren als Bildungs- und Ausbildungsstandort gesichert und ausgebaut werden. Die Ansiedlung einer Hochschule oder einer Berufsakademie, beispielsweise im Bereich Tourismus wäre ein weiterer Anker jungen Cuxhavenerinnen und Cuxhavenern eine Zukunftsperspektive in der Heimat zu bieten. Hier schließt sich auch die Förderung der lokalen Wirtschaft an, um attraktive Arbeitsplätze in Cuxhaven zu halten und auszubauen. Kurzum muss die Devise lauten: Wir gestalten die Veränderungen in unserer Gesellschaft und verwalten sie nicht nur.
SPD Cuxhaven Ortsverein und Fraktion
Oliver Ebken und Gunnar Wegener
Statement der "Cuxhavener"
Dem demographischen Wandel in Cuxhaven muss entgegengewirkt werden! Wenn nicht jetzt, wann dann? In Cuxhaven gibt es zu wenige Ausbildungsplätze, die von Jüngeren gesucht werden. Man kann bei der Stadt oder dem Landkreis in verschiedenen Bereichen eine Ausbildung machen. Aber nicht jeder will in den Öffentlichen Dienst. Im Tourismus gibt es die „Zuarbeiterberufe“, die natürlich auch nachgefragt werden, aber kaum überdurchschnittliche Verdienstmöglichkeiten bieten. Und die Nordseeheilbad GmbH ist bisher nicht auf die Idee gekommen qualifizierte Ausbildungsplätze anzubieten. Wir benötigen in Cuxhaven interessante Berufsangebote. Ein Zauberwort ist dabei das „Duale Studium“, also
eine Mischung aus Theorie und Praxis. Das gibt es mittlerweile in vielen Berufsbereichen. Um das in Cuxhaven möglich zu machen müssen sich die Mittelständler zusammenschließen und es muss eine Branchenübergreifende Organisation geschaffen werden, die u.a. eben „Duale Studienangebote“ vorbereitet. Also nicht nur eine „Tourismusakademie“, die theoretisch schon in der Planung ist, sondern auch z.B. eine „Zukunftsakademie“ und weitere Hochschulangebote. Die dazugehörigen Aufgaben wie Wohnraumbeschaffung und Infrastrukturen müssen zügig abgearbeitet werden. Man kann aber auch klein anfangen. Das Kinderhospiz Cuxhaven und die „Schule am Meer“ ermöglichen einer engagierten jungen Frau in diesem Jahr ein Duales Studium im Bereich Soziale Arbeit.
Statement der Grünen Cuxhaven
Risiken und Chancen in der Entwicklung der Stadt Cuxhaven. Die Zahlen sind offensichtlich die Stadt Cuxhaven wird immer älter. Für eine lebendige vielfaltige Stadtgesellschaft ist allerdings eine gute Mischung von Jung und Alt wichtig. Aus unserer Sicht sind gute Arbeitsbedingungen notwendig und das Leben muss finanzierbar bleiben. Dies erreichen wir mit fair bezahlten Ausbildungs- und Arbeitsplätzen und bezahlbaren Wohnraum. Cuxhaven hat hier einiges zu bieten. Durch die Neuansiedlung von Industrie sind unter anderem in der Windenergie und in der Logistik wieder attraktive industrielle Arbeitsplätze entstanden. Diese Ansiedlungen haben die Chancen der Arbeitnehmer*innen erweitert. Gleichzeitig bieten die traditionellen Branchen, wie Handwerk, Landwirtschaft und Dienstleistungen in unserer Region weiterhin vielfältige Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Im Bereich des Tourismus muss die Fachkräftesicherung gelingen. Hier bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung mit der Branche, um Personal zu halten und zu gewinnen (Stichworte: faire Bezahlung & Chancen zur ganzjährigen Beschäftigung). Die Qualität des hiesigen Tourismus zu steigern, findet unsere politische Unterstützung. Das von unserem Bundestagskandidaten Stefan Wenzel gemachte Vorschlag eines Tourismusforschungsinstitut oder die von der TWG vorgeschlagene Tourismusakademie können zur Profilierung des Cuxhavener Tourismus beitragen und somit auch die Personalakquise zu erleichtern. Beides muss präzisiert werden. Für gute Lebensbedingungen ist bezahlbarer Wohnraum essentiell und aus unserer Sicht ein ganz wichtiger Punkt. Es ist nicht zielführend immer nur „Exklusivwohnungen“ zu bauen. Für den Bau bezahlbaren, familiengerechten Wohnraums ist durch Genossenschaften viel möglich, die stadteigene Siedlungsgesellschaft bietet hier gute Ausgangsmöglichkeiten. Es gilt Wege zu suchen, auch Bürgergeld zu mobilisieren - die Bahnhofsgenossenschaft ist dafür ein gutes Beispiel. Neben Arbeiten und Wohnen ist auch eine nachhaltig, zuverlässig und vielseitig ausgebaute Infrastruktur wichtig, um die Attraktivität Cuxhavens zu steigern. Dazu gehört für uns unter anderem ein leistungsstarkes Netz für schnelles Internet, eine gute Anbindung durch Bahn und Bus, eine gesicherte Mobilität in der Stadt nicht nur für PKWs, gute und ausreichende Kinderbetreuung, ein gutes und vielfältiges Bildungsangebot inklusive einer integrierten Gesamtschule. Bei all dem kann durch politische Entscheidungen viel bewirkt werden - auch wenn wir alle wissen, wie eng das finanzielle Korsett in Cuxhaven ist. Abschließend ist für uns auch ein offenes Stadtklima von großer Bedeutung. Hier kann „Politik“ Rahmenbedingungen setzen, z. B. für mehr Bürger*innenengagement und dieses auch unterstützen. Damit wird vieles ermöglicht. Sei es ein Mehrgenerationenwohnen oder vielfältige, offene Sportangebote, Unterstützung von Benachteiligten und Engagement für Zugewanderte, Förderung von Kultur und Kunst.
Statement der FDP Cuxhaven
Der demografische Wandel ist seit geraumer Zeit in ganz Deutschland ein Thema, das die Gemüter bewegt. Welche Auswirkungen dies in Zukunft haben wird, spüren wir bereits hier in Cuxhaven, denn die Bevölkerung der Stadt wird immer älter. Die Frage ist also - wie kann es uns gelingen junge Menschen dazu zu bewegen sich in Cuxhaven niederzulassen bzw. nach dem Schulabschluss und einer möglichen Berufsausbildung in Cuxhaven zu bleiben? Als Erstes müssen wir uns den beruflichen Perspektiven widmen. Mit der Ansiedlung von Unternehmen der Energiebranche wurde schon ein Schritt in die richtige Richtung gegangen. Und auch die Entwicklung des AFH wird ein Beschleuniger für die Innenstadt und den Hafen sein, dies wird jedoch nicht ausreichen. Wir sind der Meinung, dass die Wirtschaftsförderung in Cuxhaven neu gedacht werden und durch einen wichtigen Punkt ergänzt werden muss – nämlich durch das Fördern von jungen Gründern und Start-ups. Seit einigen Jahren unterzieht sich der Arbeitsmarkt einem Wandel. Junge Arbeitskräfte sehnen sich immer mehr nach einem „Sinn“ in ihrem beruflichen Leben und in den Produkten, die sie herstellen. Junge innovative Unternehmen können diesen „Sinn“ bieten und unseren Standort wirtschaftlich stärken. Ganz nebenbei machen wir uns wirtschaftlich fit für die Zukunft. Die Entwicklung von veganen Käseersatzprodukten durch Dr. Mannah ist nur ein Beispiel einer unternehmerischen Geschichte, die wir in Zukunft in Cuxhaven vermehrt sehen müssen. Ein weiterer Punkt ist die Wohnraumsituation. Zwar gibt es viel Wohnraum für die ältere Bevölkerung, aber kaum für junge Menschen und junge Familien. Hier wurde bislang noch zu wenig gemacht. An dieser Stelle muss Politik die Weichen stellen und in zentraler Lage Möglichkeiten schaffen und adäquaten Wohnraum erschließen. Außerdem wird das Thema Freizeitgestaltung zu wenig in den Fokus gerückt. Zwar bauen wir einen Skaterpark, doch spricht dies wirklich einen Großteil der Jugendlichen an? Ein kleiner Teil wird bestimmt die Möglichkeiten nutzen, um so eine Skater-Kultur in Cuxhaven zu etablieren, aber auch den Teil der Jugendlichen, der sich für diese Art Freizeitaktivität nicht interessiert, müssen wir in unserer Mitte willkommen heißen und ihnen Raum bieten, an dem sie sich treffen und ungezwungen aufhalten können.